Sexualfreundliche Erziehung
Sexualität ist ein grundsätzliches menschliches Bedürfnis und äußert sich von Geburt an. Dass auch kleine Kinder sexuelle Wesen sind, die eigene kindliche sexuelle Bedürfnisse wahrnehmen und zeigen, wird heutzutage niemand bestreiten.
(BZgA, S. 3)
Sie äußert sich in dem Wunsch nach vertrauensvoller Geborgenheit, Nähe, Zuwendung und Körperkontakt. Das Gefühl des sexuellen Begehrens ist für Kinder fremd. Der Sexualerziehung im Kleinkindalter kommt somit die Aufgabe zu, Kindern ein stabiles Körpergefühl zu vermitteln, die sinnliche Wahrnehmung zu unterstützten und zu fördern und in angemessener Form Wissen, Gefühl und Sprache zu vermitteln. Auf diese Weise gelingt es, die Basis für ein positives Selbstbild zu legen und die Persönlichkeitsentwicklung des Kindes zu fördern.
In unserer Einrichtung benennen wir in Gesprächen, beim Wickeln oder bei der Sauberkeitserziehung die Genitalien selbstverständlich und klar und geben Informationen in kind- und altersgemäßer Form an die Kinder weiter, ohne verniedlichende oder umschreibende Worte zu benutzen. Denn je selbstverständlicher Erwachsene Sprache benutzen und über Sexualität reden, desto eher unterstützen und fördern sie eine wesentliche Aufgabe von Sexualerziehung, Kindern beim Erwerb einer sozial und situativ angemessenen Sprachkompetenz zu helfen. Gerade im Alter der sog. „Warum-Fragen“ ist es von Bedeutung auf Fragen der Kinder richtig und kindgerecht zu antworten. Sexualfreundliche Erziehung erschöpft sich aber nicht in der Vermittlung von Wissen und Informationen, sondern schließt die Atmosphäre, den Körperkontakt, z. B. beim Toben und Spielen, die Gefühlswelt und die Körper- und Sinneswahrnehmung mit ein. Gerade Erzieherinnen können hier positiv das Wohlbefinden der Kinder beeinflussen. In der Gruppe erfahren die Kinder die Intim- und Schamgrenzen einzelner zu berücksichtigen und zu achten, z. B. beim Wickeln. Somit ist Sexualerziehung auch Sozialerziehung und trägt zum Erlernen partnerschaftlichen Verhaltens bei. Nur wenn ein Kind sich selbst, seinen Körper und seine Grenzen kennt, ist es in der Lage, auch die Grenzen der anderen zu spüren und zu akzeptieren.
Kinder, die über körperliche Vorgänge und Sexualität informiert sind und eine Sprache dafür gefunden haben, sind eher in der Lage, sich auch gegen sexuelle Übergriffe zu wehren bzw. frühzeitig davon zu erzählen, damit eine Verarbeitung der negativen Erlebnisse erfolgen und begleitet werden kann. Sexualfreundliche Atmosphäre kann es Kindern erleichtern, die Angst zu überwinden und sich Hilfe und Unterstützung zu holen.